
27/06/2025 0 Kommentare
Sommergleichnis
Sommergleichnis
# Zum Weiterdenken

Sommergleichnis
Von Pfarrerin Isabell Paul

Es begab sich aber zu der Zeit, da die Sonne hoch stand und die Tage lang waren, dass es viele Menschen hinauszog in die Gärten und an die Seen, um Zeit zu teilen unter freiem Himmel.
Eine aber, die hatte eine Liste, die überläuft mit Dingen, die sie zu erledigen hat. Sie stampft die Kartoffeln für das Essen der Kinder und diskutiert gleichzeitig mit dem Versicherungsvertreter über Tarife. Der Hund bellt, die Post klingelt. Mit dem Antrag für das Amt hat sie noch nicht mal begonnen.
Einer aber, der hat die Nacht am Fließband geschuftet, jetzt steht der Rasenmäher bereit und der Rücken schmerzt und die Regenrinne tropft.
Es begab sich aber zu der Zeit, da die Sonne hoch stand und die Tage lang waren, dass Gottes Geist als warmer Sommerwind durch die Straßen wehte und flüsterte: Wir drücken kurz auf Pause. Ruh dich aus. Es ist genug.
Ein Windhauch. Einen Atemzug lang. Du bist gemeint. Nicht durch das, was du leistest – sondern durch das, was du bist. Gott ist da, wo du gnädig mit dir selbst bist. Da, wo du nicht alles schaffst. Gott ist da, wo du die Schuhe ausziehst, wo du die Sonnenstrahlen auf der Haut spürst, wo du Kirschen isst bis deine Hände kleben.
Denn das Himmelreich gleicht einem Sommertag, an dem du nichts musst und nur sein kannst.
Isabell Paul ist Pfarrerin im Kirchspiel Istha-Atenhasungen für die Kirchengemeinden Bründersen und Istha.
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