Wo mein Platz ist

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# Zum Weiterdenken

Wo mein Platz ist

Von Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling 

„Ihr Platz ist auf dem Othmarsfriedhof“, sagte mein Amtsvorgänger zu mir. Ich war 33 Jahre jung und noch neu in Naumburg/Saale. Ans Sterben dachte ich damals noch nicht. Aber über diesen Satz habe ich mich gefreut. Denn er sagte mir, die ich als Wessi nun Pfarrerin „im Osten“ war: Du bist hier richtig. Du gehörst zu uns.

Als im Januar meine Mutter starb, stellte sich die Frage, wohin. In ihre Heimat, in der sie fast ihr ganzes Leben verbracht hat? Ein Schlaganfall veränderte alles. Sie zog zu uns nach Magdeburg und dann mit uns nach Hofgeismar. Ein Ort, zu dem sie keine Beziehung mehr aufbauen konnte. Dennoch haben wir sie hier begraben. Ich wollte sie in der Nähe behalten.

Manchmal besuche ich ihr Grab. Aber viel öfter besucht sie mich in meinem Alltag. Irgendwo, irgendwann. Zum Beispiel, wenn ich Apfelkuchen nach ihrem Rezept backe. Dann scheint sie mir über die Schulter zu gucken. Und ich spüre: ihr Platz ist nicht diese Fleckchen Erde auf dem Friedhof, ihr Platz ist in meinem Herzen. 

Und bei Gott. Wo das sein soll? Es ist kein Ort im eigentlichen Sinne. Mehr ein Verbunden-Sein, ein Geborgen-sein. Daran glaube und darauf hoffe ich. Auch für mich. Wo auch immer ich einmal begraben werde, mein Platz ist bei Gott.


Dr. Gabriele Kölling ist Pfarrerin für das evangelische Kirchspiel Stadtkirchengemeinde Hofgeismar.

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