Von Pfarrer Christian Trappe

Unter den drei großen Festen, die über zwei Tage gefeiert werden, ist Pfingsten sicher das, das am meisten Fragen aufwirft. Das Bild des „Geistes“ löst eine undeutliche, nicht greifbare Vorstellung aus. Und das ist Absicht.  Denn der Geist „weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. (nach Joh 3,6)

Zugleich steht das Bild des Geistes für die handfesteste Weise in der uns der lebendige Gott (oder auch: das Leben) individuell begegnet: Durch einen plötzlichen Einfall (woher?), eine berührende Begegnung, ein Lied, das uns inspiriert, oder einen Regenschauer, der die eigenen Pläne durchkreuzt…

Wir kennen alle solche Augenblicke, die gar nicht irgendwie religiös aufgeladen sein müssen, außer dass sie uns existentiell tief treffen und vielleicht sogar verändern. Man kann solche Momente nicht festhalten. Der Geist Gottes ist eben lebendig und springt von einem Augenblick zum nächsten, in immer neuer Gestalt. Man kann sich nur selbst für ihn disponieren - mit einer ungerichteten Aufmerksamkeit, die nicht am Altvertrauten klebt, sondern offen ist für das Wehen wahrer Lebendigkeit.

Christian Trappe ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Lippoldsberg für die Kirchengemeinden Gewissenruh, Gottstreu, Lippoldsberg und Vernawahlshausen.