Vor aller Augen

Vor aller Augen

Vor aller Augen

# Zum Weiterdenken

Vor aller Augen

Von Pfarrer Sven Wollert

Ob Jesus sich das nicht vorstellen konnte? Es ist eigentlich unglaublich: Da können wir erstaunt bis entsetzt verfolgen, wie eine der ältesten Demokratien in Stücke gehauen wird. In den USA geschehen Dinge in aller Öffentlichkeit, von denen ich bisher gehofft habe, dass sie noch nicht mal in Hinterzimmern passieren. Die Firma eines Regierungsmitarbeiters gerät ins Straucheln? Der Präsident kauft sich ein entsprechendes Auto, spricht darüber und rät seinen Landsleuten, es ihm gleichzutun. „Früher“ hätte man es wohl Korruption genannt …

„Jeder, der Böses tut, hasst das Licht. Er tritt nicht ins Licht, damit seine Taten nicht herauskommen.“ Das sagte Jesus einem Gelehrten, als sie sich über Gott und die Welt unterhalten. Wir hören und lesen nichts davon, dass sein Gesprächspartner Nikodemus anderer Meinung gewesen ist.

Aber wie sollen wir miteinander leben, wenn unklar gemacht wird, was sich gehört und was nicht? Wenn sich zwischen gut und böse eine riesige Grauzone ausbreitet? Wenn sich Menschen daran machen, alles umzudeuten und die Verhältnisse auf den Kopf zu stellen – obwohl ihnen die Macht nur auf Zeit verliehen wurde?

Jesus sagt: „Wer sich bei dem, was er tut, nach der Wahrheit richtet, tritt ins Licht.“

Es gibt also einen Maßstab. Trotzdem. Und damit weiter guten Grund für Hoffnung. 


Sven Wollert ist Pfarrer für die Kirchengemeinden Meimbressen und Obermeiser-Westuffeln.

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