Von guten Mächten

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Von guten Mächten

# Zum Weiterdenken

Von guten Mächten

Von Prädikant Günther Dreisbach

80 Jahre alt ist das Gedicht in diesen Tagen der Jahreswende: »Von guten Mächten wunderbar geborgen«. Dietrich Bonhoeffer, der wenige Monate später von den Schergen des Nazi-Regimes umgebracht wurde, hat es geschrieben. Längst gehört es zum Kulturgut.

Ursprünglich war es ein Gedicht für Maria Wedemeier, die Braut des jungen Pfarrers, der sich nicht unterkriegen lassen wollte von den Machthabern seiner Zeit, der seinen Glauben nicht verleugnen wollte, der fest auf Gott vertraute. Und das wollte etwas heißen in einer Zeit, in der sich Mächtige quasi an Gottes Stelle setzten. Aber das ist schon so oft schief gegangen. Aus der Geschichte vom »Turmbau zu Babel« im ersten Buch der Bibel hat die Menschheit nichts gelernt. Zur Zeit von Dietrich Bonhoeffer auch Hitler und Himmler und Göbbels und Göring und Eichmann nicht.

Dietrich Bonhoeffer hat sich nicht unterkriegen lassen. Gott war ihm wichtiger als alle Anbiederung an den Zeitgeist. Er hat Gott vertraut, auch in der großen Tiefe seines Lebens: »Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern / des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, / so nehmen wir ihn dankbar, ohne Zittern, / aus deiner guten und geliebten Hand.« Er fühlte sich in aller Not »von guten Mächten wunderbar geborgen«.

Wenn ich im Seniorenheim in Wolfhagen bei den Gottesdiensten vor dem Segen die Zeilen zitiere »Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag«, dann sprechen viele mit. Und ich spüre: Vertrauen in Gott herrscht vor. Schön!


Kirchenrat Günther Dreisbach ist Prädikant im Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen.

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