Von Pfarrer Achim Wittenberg

Vielen Christinnen und Christen reicht die Gewissheit, dass Gott ihnen in Jesus seine bedingungslose Liebe gezeigt hat – eine Liebe, die uns ewiges Leben schenkt. Andere hoffen darüber hinaus auf das, was Jesus verkündigt hat: dass das Reich Gottes mit ihm angebrochen ist. Das heißt, dass Gerechtigkeit und der dadurch ermöglichte Frieden auch schon in dieser Welt immer mehr Gestalt gewinnen, dort, wo Menschen auf Jesu Botschaft der Feindesliebe vertrauen und lernen, danach zu handeln – langsam, unscheinbar und unaufhaltsam, wie ein Samenkorn langsam, unscheinbar und unaufhaltsam zu einem großen Baum wird.

Das nur private Vertrauen auf Gottes Liebe und ewige Herrlichkeit hat dem Christentum wohl zu Recht den Vorwurf eingebracht „Opium des Volkes“ zu sein. Das Vertrauen auf Gottes Veränderungswillen auf dieser Erde und in der menschlichen Geschichte hin zu seinem Reich stand am Anfang von Veränderungen wie dem Zeitalter der Aufklärung, der amerikanischen Revolution, der Abschaffung der Sklaverei im britischen Weltreich und der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Und auch heute könnte diese Vision unserer Gesellschaft wohl nicht schaden.  

Achim Wittenberg ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Hümme für die Kirchengemeinden Eberschütz, Hümme und Sielen.