Orte des Lebens

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# Zum Weiterdenken

Orte des Lebens

Von Pfarrer Martin Schöppe 

Wahrscheinlich würde ich nicht an einen Friedhof denken, wenn von einem Ort des Lebens die Rede ist. Und doch haben diese Orte seit Anfang der menschlichen Geschichte eine so große Bedeutung für das Leben, dass die Friedhofskultur in Deutschland seit 2020 zum immateriellen Kulturerbe gezählt wird. 

Dazu gehören für die Friedhöfe und Gedenkorte neben den Formen des Trauerns selbst auch Naturschutz, Völkerverständigung und Integration. Zentraler Ausdruck ist die Bestattung des Leichnams an eben diesem Ort und nicht einfach „irgendwo“. Begrenzte und befriedete Orte der Bestattung ermöglichen gestaltete Trauer, Erinnerung und Begegnung in seiner ganzen Vielfalt. Deshalb ist es irreführend von einem „Friedhofszwang“ zu sprechen.

 Gerade die Kultur der Friedhöfe ist eines der ersten Zeichen des Menschseins überhaupt und damit für seine Freiheit. Ich möchte nicht mit beliebigen Orten der Bestattung konfrontiert werden, von denen schon nach kurzer Zeit niemand mehr weiß, ob oder wer dort in welcher Form auch immer bestattet wurde. 

In diesem Sinn sagen Friedhöfe sehr viel aus und gehören für mich in die Mitte dessen, was allgemein eine Kultur des Lebens genannt wird.


Martin Schöppe ist Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Peter in Hofgeismar.

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