Evangelium nach McKinsey?

Evangelium nach McKinsey?

Evangelium nach McKinsey?

# Zum Weiterdenken

Evangelium nach McKinsey?

Von Pfarrer Kai Scheiding 

Eine erstaunliche Allianz vom Papst bis zur lutherischen Bundestagspräsidentin hat die Kirchen kürzlich daran erinnert, was sie laut Bibel sein sollen: die „Hütte Gottes bei den Menschen“.

Kirche müsse wieder mehr von Gott und Jesus erzählen, sagt Leo XIV. Immer öfter flüchten gerade evangelische Gemeinden stattdessen in Show-Gottesdienste zu anderen Themen. Und Segen gibt es dort bald für alle(s). Als wäre nichts mehr heilig. Glitzer auf das Leben streuen als gottesdienstliche Hauptaufgabe? Hauptsache, die Leute finden es schön? Die Kirche hat ihren Auftrag nicht von Menschen, sondern von Gott. Ihm soll sie gefallen, nachfolgen - und sein Kreuz auf sich nehmen und ein Korrektiv zur Welt sein, wo nötig.

Und Julia Klöckner sagt, Kirche müsse wieder Antworten geben auf die großen Fragen von Leben und Tod. Klare Haltung habe sie aber nur noch zu NGO-Themen. Dafür zahle sie aber keine Kirchensteuer. Kirchenleitende sagen dagegen intern, heiße Eisen wie Abtreibung oder Sterbehilfe fasse man nicht mehr an, die Kirche habe schon genug Probleme. Andere meinen, dafür sei die Bibel eh zu divers. Aber nicht die Bibel ist heute diverser als früher. Sondern der Zeitgeist.

Hätte Jesus keine heißen Eisen angepackt, wäre er nicht gekreuzigt worden. Von Gottes Wort her widersprach er der Welt. Darum hat er sich getraut, manche Erwartungen nicht zu erfüllen. Einige Dinge waren ihm heilig. Darum hat er die Peitsche geholt, wenn es in Gotteshäusern banal wurde. Er war kein Glitzerstreuer, er war Salzstreuer.

Wenn Kirche nicht mehr die Hütte Gottes bei den Menschen ist, ist sie nur noch eine schillernde Belanglosigkeit.


Kai Scheiding ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Ehringen für die Kirchengemeinden Ehringen und Viesebeck.

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