28/12/2024 0 Kommentare
Das 11. Gebot
Das 11. Gebot
# Zum Weiterdenken
Das 11. Gebot
Von Pfarrer Martin Schöppe
Auf einer Gedenkfeier zur Befreiung des Lagers Auschwitz sprach einer der Überlebenden des Holocaust vor allem junge Menschen an. Er wolle nicht von dem unvorstellbaren Grauen sprechen, nicht vom Leid und nicht vom Tod. Er nahm die Zuhörer vielmehr mit in die Zeit bevor es zur Tötung von Millionen Menschen kam.
Auf dieser Parkbank, so erzählte er, dürfen Juden nicht sitzen - war auf einem Schild zu lesen. Nun gut, es gibt ja auch noch andere Bänke. In diesem Schwimmbad dürfen Juden nicht schwimmen, hieß es an anderer Stelle. Nicht so schlimm, es gibt viele Gelegenheiten zum Schwimmen. Tag für Tag wurden Menschen ausgegrenzt, ihrer Würde beraubt und der Massenmord vorbereitet. Schleichend wurde dem Bösen Tür und Tor geöffnet in einem Land, das so stolz ist auf seine christlichen Gebote.
Deshalb fügte der Überlebende den 10 jüdisch-christlichen Geboten ein 11. Gebot hinzu: Du sollst nicht gleichgültig sein! Damit, so denke ich, können nicht nur junge Menschen etwas anfangen und das Gesagte aus dem Alltag heraus besser verstehen.
Am Ende des Jahres 2024 muss dieser Satz erneut gesagt werden: Gegenüber Hass und Unmenschlichkeit, gegenüber der Zerstörung der Natur und allem Lebendigen, sei nicht gleichtgültig!
Martin Schöppe ist Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Peter in Hofgeismar.
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