Krieg und Frieden

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# Zum Weiterdenken

Krieg und Frieden

Von Pfarrer Dr. Michael Dorhs 

In meiner Kindheit war „Krieg und Frieden“ der Titel eines Filmklassikers von Leo Tolstoi. Spannende Unterhaltung für einen nebligen Novembersonntag. Heute bezeichnen diese Worte ein echtes Dilemma. Social Media liefert Kriegsbilder aus der Ukraine jede Minute frei Haus. Sie zeigen unfassbares Elend: Getötete Kinder, vergewaltigte Frauen, zerstörte Infrastruktur, verzweifelte Eltern. 

Soll man um des lieben Friedens willen Aggressoren einfach gewähren lassen? Vor unserer Haustüre gehören Bomben- und Drohnenangriffe wieder zur Lebensrealität. „Nie wieder Krieg!“ riefen Millionen Menschen nach 1945. Eine Illusion… Schmerzlich ist uns bewusst geworden, dass wir unsere freiheitlich-demokratische Ordnung verteidigen müssen – nicht nur im Inneren, auch nach außen. Nicht nur mit Diplomatie und Argumenten, auch mit Waffen. Möglicherweise unter Einsatz des eigenen Lebens! 

Was würde Jesus heute dazu sagen? Auch noch die linke Wange hinhalten, wenn man auf die rechte geschlagen wird? Terroristen und Diktatoren beeindruckt das wenig. Gewalt ist keine Lösung, das stimmt. Aber auf Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verzichten, auch nicht. „Prüft alles und behaltet das Gute" (1. Thess 5,21). So heißt es in der Bibel. Vielleicht ist das der Dienst, den die Kirchen unserer Gesellschaft in dieser bedrängenden Situation tun können: Ihre Häuser öffnen und Gesprächsräume über Krieg und Frieden anbieten. Ein Forum, in dem Argumente gehört, Konflikte benannt und Spannungen ausgehalten werden. Und wo vor allem auch leidenschaftlich über Aufrüstung und Wehrpflicht gestritten wird. 

Ergebnisoffen! Nicht weil Gewalt die Lösung ist, sondern weil Gerechtigkeit, Menschenrechte und Meinungsfreiheit ihren Preis haben.
Ob wir ihn bezahlen wollen, entscheiden wir alle. 


Pfarrer Dr. Michael Dorhs ist Schulreferent der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

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